Die Silberne
Regula Caviezel
Sine kennt das Alleinsein schon seit vielen Jahren, lange bevor wir alle ein bisschen davon kennenlernen. Sine ist eine ältere Frau mit jenischen Wurzeln. Sine, die Hauptfigur in „Die Silberene“, führt ein hart erkämpftes eigenständiges Leben hoch oben am Berg. Sie lebt nah der Natur, kennt sich mit Düften, Harzen, Kräutern und Heilpflanzen aus. Sine weiss auch um das Wesen von Tieren: von der Silbernen, einer Blindschleiche, fühlt sie sich beschützt. Doch die Selbstverständlichkeit ihrer Existenz wird jäh in Frage gestellt, als in der Nacht des Blutmondes ein ungebetener Gast auftaucht, der sich für längere Zeit bei ihr einnistet. Trotz aller Unterschiede nähern sich Sine und ihr Gast einander ganz langsam an. Zwischen ihnen entwickelt sich ein interessantes Spiel von Verlangen und Ablehnung.
Regula Caviezel, in Urmein zuhause, ist ein ungemein eindringlicher und flüssiger Text gelungen, ein Text, der Literaturinteressierte begeistert. Und wer Regula Caviezel schon mal an einer Lesung erleben durfte, weiss, dass sie ebenso gut vorliest wie schreibt. Nichts gekünsteltes, Echtheit und Direktheit sind gefragt, trotzdem weiss Regula Caviezel sehr fein vom Wind, von Düften und von den Regungen der Liebe zu schreiben.
„Die Silberne“ ist das dritte Buch von Regula Caviezel. 2011 zeichnete und illustrierte sie das Bilderbuch „Lina und das Geheimnis der Hopi Indianer“. Lina erlebt am Heinzenberg eine ziemliche Trockenperiode und weil sie gehört hat, dass die Hopi Indianer Regen herbei zaubern können, will Lina das bei Hopi ebenfalls kennenlernen.
2013 folgte „Gletscherströme“, eine feine Sammlung mit Kurzgeschichten über das Leben und die Empfindungen von Menschen, die Pflanzen, Tiere und Vögel mit ihren Namen kennen.
Und jetzt folgt mit „Die Silberene“ die erste längere Erzählung, ein Auftakt wie ein Versprechen.