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Eine Fussreise durch Graubünden im Zeitalter der Postkutsche

Samuel Kistler, Christian Collenberg, Ju Giger, Marius Hublard

Eine Fussreise durch Graubünden im Zeitalter der Postkutsche

Im August 1857 wanderten Samuel Kistler und Abraham Gerster in 10 Tagen durch den ganzen Kanton Graubünden. Eisenbahnen gab es in Graubünden erst ab 1858, Postkutschen hingegen wohl, aber die Beiden wollten wandern und so Land und Leute kennenlernen. So fuhren sie am 2. August mit der Eisenbahn von Bern nach Luzern, von dort am nächsten Tag per Schiff und Postkutsche bis Andermatt und dann zu Fuss über den Oberalppass bis Rueras, wo das erste Mal in Graubünden übernachtet wurde. In diesem Stile ging es weiter, jeden Tag viele Wanderkilometer. Abraham Gerster zeichnete und skizzierte interessante Orte unterwegs und Samuel Kistler führte ausführlich Tagebuch – pro Tage mehrere Seiten.

Die für dieses Buch gegründete «Ediziun Rein» macht diese Tagebücher heutigen Leserinnen und Lesern zugänglich. Der Churer Historiker Christian Collenberg besorgte die Textarbeit, Marius Hublard die Grafik und Ju Giger reproduzierte alle Feder-Zeichnungen und fotografierte vor Ort, um den damaligen Zeich-nungen heutige Fotos gegenüber zu stellen. Entstanden ist ein schönes Buch mit vielen greifbaren Informationen zur damaligen Zeit. So wird vermutlich zum ersten Mal in einem Reisebericht die nach dem grossen Thusner Brand von 1845 neu erbaute Neudorfstrasse erwähnt und es ist interessant zu lesen, wie Thusis schon damals als Handelszentrum wahrgenommen wurde. Kistler und Gerster wanderten durch die Surselva, das Domleschg und die Viamala bis Andeer, wegen schlechten Wetters konnten sie nicht über den Splügen, wan-derten stattdessen wieder zurück nach Thusis und weiter nach Mulegns. Von Mulegns über den Julier nach Samedan reisten sie mit Postkutsche. Das Engadin hinunter gings weiter zu Fuss, über den Albulapass und von Filisur nach Davos ins Prättigau und am 13. August erreichten die beiden Chur. Aus heutiger Sicht eine Parforceleistung, für Kistler und Gerster hingegen eine Ferienreise. Mit Postkutsche und Eisenbahn fuhren sie zurück nach Bern, wo am 18. August Samuel Kistler in sein Tagebuch notierte: «Nach 2 Uhr sagten wir alles Ernstes der Eisenbahn unserem Ferienreischen auf dem Wylerfeld: Valet!»

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