
Lesenswert!
Isabelle Flükiger
Gloria. Mohammed
Eine Erzählung von der dunklen Seite des Glücks
168 Seiten, gebunden,
Rotpunkt Verlag
ISBN 978-3-03973-053-7
Die Autorin Isabelle Flükiger machte eine Reise durch das «Schattenreich» der aktuellen Sozialgeschichte der Schweiz. Mit Feingefühl folgt sie der Spur von Gloria aus Kamerun, der es gelingt, das Leben in der Schweiz zu bestehen. Mohammed aus Marokko verschwindet, taucht ab. Die Geschichten der beiden Sans -Papiers enthüllen das komplizierte System im Arbeitsmarkt. «Gloria nahm mich dahin mit, wo die Geschichten nicht hinführen, zu Protokollen, Gesetzestexten, sie zwang mich, den Bereich der Gefühle zu verlassen, um in den nächsten einzutreten denjenigen in dem sich das Gefühl verwandelt, um sich in Abstimmungen, Gesetzesentwürfen, Paragrafen zu verkörpern.» Die Leserschaft findet in diesem Buch nicht das Gebiet der Literatur, sondern dasjenige des Rechts, der Politik und der Ämter. Die Schicksale von Gloria, Mohammed, Unternehmern und Subunternehmern sind am selben Ort angesiedelt. Dort, wo in einem westschweizer Dorf ein Luxusresort gebaut wird. Sans-Papiers sind mit ihrer Arbeitskraft unentbehrlich auf dem Bau oder in der Hauswirtschaft, doch sie sollten ja nicht hier sein. Sie haben keine Aufenthaltsbewilligung und also kein Bankkonto, keinen sicheren Ort für ihr Geld und keine Möglichkeit, mit der Karte zu bezahlen, alles geht von Hand zu Hand, in bar. Welche Krankenkasse nimmt Sans-Papiers auf? Was ist mit dem Lohn und mit der AHV? Was bedeutet es, keinen Ausweis zu haben? … Die Autorin denk und schreibt: «Einige bezeichnen unser Asylsystem als zu durchlässig, andere finden es zu einschränkend. Entweder sind unsere Asylsuchenden Schmarotzer, oder wir beuten sie aus. Die Meinungen sind immer messerscharf, die Tatsachen hingegen verschwommen.»
Die Erzählerin Isabelle Flükiger, geboren 1979, lässt nicht locker und beschreibt mit Klarheit, Witz und Empörung die Erkenntnisse, die sie durch gründliche Recherche über die Funktionsweise unserer Marktwirtschaft gewinnt. Das Buch ist aus dem Französischen und mit einem Nachwort versehen von Ruth Gantert.